EVP-KMU-Forum: Weltweite Lieferkettenengpässe und kein Ende?

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EVP-KMU-Forum: Weltweite Lieferkettenengpässe und kein Ende?

Die letzten Jahre haben es gezeigt: Unsere globalisierte Welt mit ihrer ausserordentlichen Arbeitsteilung über den Globus hinweg kommt an ihre Grenzen. Corona, der Ukraine-Krieg, Trockenheit und ein starker wirtschaftlicher Aufschwung sorgen für weltweite Lieferengpässe in einem noch nie gesehenen Ausmass. Das 13. EVP-KMU-Forum in den Rheinhäfen Basel deckte Ursachen und Probleme schonungslos auf.

Es sind beeindruckende Zahlen, welche die Referentinnen und Referenten am EVP-KMU-Forum in den Rheinhäfen Basel präsentierten: Ca. 10 Prozent aller Schweizer Importe werden über die Rheinhäfen in Basel abgewickelt, ein reibungsloses Funktionieren der Flussstrasse entlang des Rheins ist für die Schweiz damit von erheblicher Bedeutung. Dass dies funktioniert, sichert seit 1868 die Mannheimer Akte (offiziell: Revidierte Rheinschifffahrtsakte), ein internationaler Vertrag der u.a. Zugang und Gleichbehandlung aller Beteiligten garantiert und damit der Schweiz den Zugang zu den Weltmeeren sichert.

Herausforderung Corona-Lockdowns

Die Corona-Lockdowns stellen die Logistikbranche vor grosse Herausforderungen. Auch 2022 prägen Lockdowns noch immer das Tagesgeschäft. So fertigt der Hafen in Shanghai jährlich rund 50 Millionen Container ab. Die acht Wochen Lockdown sorgten somit für einen Rückstand von rund 8 Millionen Containern. Dies entspricht etwa 24'000 vollbeladenen Rheinschiffen, 4.5 Millionen Lastwagen oder aber einem 80'000 km langen Zug, der zweimal um die Welt reichen würde – unvorstellbare Mengen an Waren, die irgendwo gestrandet und zwischengelagert wurden und die zuerst wieder an den richtigen Ort kommen müssen.

Herausforderung Ukraine-Krieg

Auch der Ukraine-Krieg löste Chaos aus. Tausende Container wurden in den Nordhäfen blockiert (Sanktionen), Deutschland braucht inzwischen Unmengen an Schiffen und Zügen, um wieder Kohle zu transportieren und die Getreideexporte aus der Ukraine über den Donauweg absorbieren weitere Transportkapazitäten. Und als ob Corona und Krieg nicht genug wären, können die Rheinschiffe wegen Niedrigwasser lediglich etwa ¼ der üblichen Ware laden.

Preisexplosion als Folge

Die logische Konsequenz dieser Kumulation an Faktoren: Die Nachfrage nach Transportmöglichkeiten übersteigt das Angebot massiv und die Preise explodieren regelrecht. Gab es mal Zeiten, in denen ein Container für unter Fr. 1'000.- aus China in die Schweiz kam, so kostet ein Container derzeit gut und gerne 20'000.- Franken – sofern überhaupt Schiffskapazitäten zur Verfügung stehen.

De-Globalisierung und Krisen als Chancen

In der Diskussion zwischen Unternehmerinnen und Unternehmern und den anwesenden Referierenden wurde dann schnell klar, dass eine rasche Rückkehr in die alte Welt mit «Just-in-Time»-Bestellungen und tiefen Logistikpreisen weder realistisch noch wünschenswert ist und eine De-Globalisierung zumindest teilweise Realität werden könnte.

Doch ebenso klar wurde auch das alte EVP-Anliegen der Genügsamkeit: Es kann und darf nicht mehr weitergehen wie bisher. Krisen sind immer auch Chancen und gerade die aktuelle Energie- und Lieferkettenkrise können unserer Gesellschaft Schub verleihen in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung mit weniger, aber bewusstem Konsum und Lieferketten, die kosten, was sie wert sind.